Am Ende der Saison wird man sehen, ob die Pep-Ära bei den Bayern in die Geschichte eingeht
Foto: Peter Schatz, Getty Images, dpa
Von
ALFRED DRAXLER
Im Hamburger Volksparkstadion beginnt Pep Guardiola heute Abend mit seiner Bundesliga-Abschieds-Tour. Er scheint daraus eine Charme-Offensive machen zu wollen.
Bei
der Pressekonferenz gestern in München schmeichelte er seinen
Vorgängern Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes: „Sie werden immer
wichtiger sein als ich.“ Was möglicherweise richtig ist, weil er mit Bayern die Erfolge der beiden Champions-League-Sieger (noch) nicht erreicht hat. Dann
sagte er: „Ich werde hierher zurückkommen, nach Deutschland –
vielleicht auch als Trainer.“ Was sicherlich Unfug ist, weil sich außer
den Bayern hierzulande kein Klub den Trainer Guardiola leisten könnte.
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10.05.2014: Bayern-Trainer Pep Guardiola feiert nach dem Spiel mit der Meisterschale in den Händen
Foto: dpa
Bevor er über eine Rückkehr fabuliert, sollte er seiner
Mannschaft auch erst einmal offiziell sagen, dass er geht. Denn wie man
hört, hat er es bisher nicht für nötig gehalten, die Spieler persönlich
darüber zu informieren. Von seinem Entschluss, den Vertrag in München
nicht zu verlängern, erfuhren sie aus den Medien. Warum, ist eines der
vielen Rätsel, die um den Star-Trainer wabern.
Wer fotografierte den Gehaltszettel von Bayern-Star
Medhi Benatia (28) und versendete ihn bei WhatsApp? Die Spur führt jetzt
in ein Autohaus.
Gibt sich Pep Guardiola öffentlich so charmant, weil er
spürt, dass der Gesamteindruck seiner Ära ein sehr flüchtiger werden
könnte? Was schade wäre, weil er den Bundesliga-Fußball der
Bayern revolutioniert hat. Aber gefühlt ist er in Deutschland trotzdem
nie richtig angekommen. Er hat außerhalb des Stadions (außer für
Bayern-Sponsoren) kein einziges Interview gestattet. Er trug auf der
Wiesn zwar eine Lederhose, um seine wahren Gedanken aber stets einen
Panzer.
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Ottmar Hitzfeld gewann 2001 die Champions League mit den Bayern
Foto: dpa Picture-Alliance
So bleibt die kühle Erkenntnis, dass Guardiola
am Ende seiner Bayern-Zeit ausschließlich daran gemessen wird, ob er im
3. Anlauf die Champions League gewinnen wird oder nicht. Zweimal
scheiterten die Bayern unter dem Spanier im Halbfinale. Zweimal ging
ihnen in der Rückrunde die Luft aus.
„Trainiert Pep zu
lasch?“, fragte BILD schon in dieser Woche. Und SPORT BILD enthüllte,
dass die Bayern-Profis in den beiden Rückrunden im Schnitt pro Spiel
drei Kilometer weniger gelaufen sind als in den Hinrunden. Lag dies an
der mangelnden Fitness?
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Historisches Jahr: 2013 gewinnt Heynckes mit den Bayern zum ersten Mal in der Vereins-Geschichte das Triple
Foto: dpa Picture-Alliance
Es sagt niemand, aber mir scheint: Wenn Pep
Guardiola den Champions-League-Pokal wieder nicht auf den Marienplatz
bringt, wird man bei Bayern gar nicht so böse sein, dass er seinen
Vertrag nicht verlängern wollte…
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